Erste Notschlafstelle im Thurgau: Armin Ruf sorgt für ein Obdach in Weinfelden
In Weinfelden gibt es die erste okzielle Notschlafstelle im Thurgau. Sie ist auf eine Initiative aus kirchlichen Kreisen entstanden und hat die Türen bereits geöjnet – auch wenn es noch keine Trägerorganisation gibt.
«Häsch mer en Stutz?» reicht nicht, um in der Notschlafstelle in Weinfelden eine Nacht zu verbringen. Fredi Hinz müsste also schon ein paarmal betteln, um sich die Übernachtung leisten zu können. Aber immerhin gibt es seit kurzem überhaupt eine Notschlafstelle in Weinfelden. Hinter dem Angebot steht Armin Ruf.
Einzelne Kirchgemeinden verfügten über Zimmer, beispielsweise Romanshorn oder Sirnach, aber das seien keine offiziellen Notschlafstellen, sagt der Gemeindeleiter von Katholisch Weinfelden. «Gassenarbeiter Sepp Riedener hat uns den Input gegeben, eine Notschlafstelle einzurichten. An einem Runden Tisch, den die Caritas Thurgau vergangenes Jahr organisiert hat, haben verschiedene kirchliche Mandatsträger die Idee dann diskutiert.»
Anfragen fast jede Woche
Der Bedarf für eine Notschlafstelle im Thurgau sei absolut vorhanden. «Es vergeht keine Woche, in der nicht jemand an die Türen unserer Pfarrei klopft und ein Obdach sucht», sagt Ruf.
Obdachlose, aber auch Arbeitssuchende aus Osteuropa oder Menschen in aussergewöhnlichen Lebenssituationen wendeten sich so an ihn. Titel Titel Im Sommer machte sich Armin Ruf auf die Suche nach einer passenden Wohnung in Weinfelden. «Ich wollte etwas tun, nicht warten bis wir eine Trägerorganisation gegründet haben», sagt Ruf.
Er fand dann auch eine passende Wohnung direkt am Bahnhof, an der Pestalozzistrasse. «Es ist eine grosse Wohnung. Sie bietet Platz für längerfristige Notwohnungen in einer Drei-Zimmer-WG und die kurzfristige Notschlafstelle mit einem Aufenthaltsraum, der Küche und zwei Zimmern.» Auch der Vermieter sei mit der Nutzung als Notunterkunft einverstanden gewesen und so mietete Ruf die Wohnung kurzerhand auf eigene Rechnung.
Günstige WG-Zimmer
«Wir sind an der Gründung des Vereins <Notschlafstelle Thurgau>. Alle Kirchgemeinden im Thurgau sollen sich bei Interesse beteiligen können. Aber bis es soweit ist, läuft das Angebot auf meine Kosten.» Und diese sollen auch gedeckt sein, gratis ist die Unterkunft nicht. «Die WG-Zimmer vermieten wir ganz normal, aber zu sehr günstigen Preisen. Auch eine Nacht in der Notschlafstelle kostet etwas, aber natürlich finden wir immer eine Lösung.»
Armin Ruf sieht sein Engagement auch als Zeichen einer offenen Kirche. «Es ist ein diakonischer Ansatz: Mit der Notschlafstelle bieten wir Menschen, die es dringend brauchen, ein Dach über dem Kopf. Unkompliziert, günstig, aber auch nach klaren Regeln.»
St. Galler Tagblatt |